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Jedes Jahr im Herbst sprechen wir im Bekanntenkreis über dasselbe Thema: Winterreifen oder Ganzjahresreifen? Darüber kann man stundenlang philosophieren. Aber wie verhält es sich eigentlich mit Schneeketten? Also wenn man nicht nur bei Kälte und ein bisschen Schnee auf den Straßen unterwegs ist, sondern bei richtigem Schnee und womöglich noch in den Bergen? Hierzu gibt es nützliche Argumente, aber je nach Fahrziel auch gesetzliche Vorgaben. Wir geben hier einen kleinen Überblick zum Thema Schneeketten und wo man diese kaufen kann.
Besteht eine Winterreifenpflicht?
Früher hieß es immer, dass man zwischen „O und O“ Winterreifen aufziehen sollte. Also zwischen Oktober und Ostern. Aber es gibt keine generelle Winterreifenpflicht, die z.B. an einen Zeitraum gebunden ist. Mit der am 18. Mai 2017 aktualisierten 52. Verordnung zur Änderung straßenverkehrsrechtlicher Vorschriften wurde lediglich festgeschrieben, dass Winterreifen mit der bisherigen „M+S“-Kennzeichnung nur noch bis Ende September 2024 eingesetzt werden dürfen. Es bleibt bei einer situativen Winterreifenpflicht.
Diese Regelung bedeutet auch künftig ein Benutzungsverbot für Sommerreifen bei winterlichen Straßenverhältnissen (Eis, Schnee, Schneematsch oder Reif). Es muss also niemand Konsequenzen fürchten, der sein Auto bei Schnee und Eis mit Sommerreifen parkt. Wer im Winter aber viel fährt sollte von Sommerreifen auf Winter- oder zumindest auf Ganzjahresreifen umsteigen. Idealerweise ab regelmäßigen Temperaturen unter 7 °C.
Wann sollte man Schneeketten mitführen?
Wer in der kalten Jahreszeit in Gegenden unterwegs ist, in denen man mit Schnee und Eis rechnen muss, sollte sich mit dem Thema Schneeketten auseinandersetzen. Bei tiefen Temperaturen geben schon gute Winterreifen mehr Fahrsicherheit. Vorsichtigeres Fahren mit ausreichend Abstand zum Vordermann ist angeraten. Auch sollte man sich nicht blind auf die zahlreichen Assistenzsysteme verlassen. Irgendwann ist jede physikalische Grenze überschritten.
Da helfen dann auch ABS, ESP oder Allradantrieb nicht mehr. Sobald Schnee ins Spiel kommt, kommen auch die besten Winterreifen irgendwann an ihre Grenzen. Festgefahrener Schnee oder Schneematsch sorgen dafür, dass die Lamellen in den Reifen nicht mehr so gut greifen. Hier kommen dann die Schneeketten ins Spiel. Sie helfen bei winterlichen Bedingungen und sorgen für den entsprechenden Gripp auf der Straße.
Wer im Winter Ketten im Wagen hat, kann diese jederzeit auf die Reifen ziehen, sobald es notwendig wird. In vielen Wintersportregionen in den Bergen oder auch in vielen Ländern sind Schneeketten Pflicht. Da reicht dann nicht nur das Mitführen, sondern man muss diese auch montieren. In Deutschland wird eine Schneekettenpflicht mit einem blauen (sehr eindeutigen) Verkehrszeichen ausgewiesen.
Diese Pflicht gilt für alle mehrspurigen Fahrzeuge – auch solche mit Allradantrieb! Wichtig ist zudem noch, dass man mit Schneeketten in Deutschland nur max. 50 km/h schnell fahren darf. Was viele nicht wissen: Schneeketten auf Sommerreifen reichen nicht. Es müssen Winterreifen montiert sein. Und ausreichend Scheibenwischwasser muss mitgeführt werden. Nur wenn alle diese Faktoren zusammenkommen, ist man im Falle eines Unfalls auf der sicheren Seite und braucht vor allem aus versicherungstechnischer Sicht keine Sorgen haben.
Wer im Winter ins Ausland fährt, z.B. in den Skiurlaub nach Österreich, der sollte sich mit den lokalen Vorschriften vertraut machen. In Deutschland beträgt das Bußgeld bei nicht eingehaltener Schneekettenpflicht „nur“ 20 Euro, in Italien dagegen muss man schnell mal 65 Euro zahlen.
Welche Schneeketten gibt es und wie montiert man diese?
Man unterscheidet zwischen Laufflächen-Schneeketten und normalen Schneeketten. Normale Ketten, die man früher in Antriebsketten (Kettenstücke quer zur Lauffläche) und Spurketten (Kettenstücke längs zur Lauffläche) unterschied, verbinden heute beide Vorteile. Sie umschließen in der Regel das komplette Rad, so dass der Vortrieb unterstützt als auch ein seitliches Wegrutschen vermieden wird.
Laufflächenketten verwenden ein innovatives Befestigungssystem. Hier wird die Kette nur auf den Reifen (Lauffläche) geschoben und an der Vorderseite befestigt. Die Rückseite des Reifens bleibt frei. Das ist praktisch und bringt den Vorteil mit sich, dass eine solche Schneekette auch bei Fahrzeugen mit sehr kleinen Radkästen oder wenig Abstand zur Innenseite angebracht werden kann. Das ist oft bei Sportfahrzeugen der Fall.
Schneeketten müssen an der Antriebsachse montiert werden. Bei Front- und Hecktrieblern ist das selbsterklärend. Bei Allradfahrzeugen gilt: Bergauf am Vorderrad, bergab am Hinterrad. Sicher ist bei Allrad allerdings eine Montage an allen vier Rädern.
Wer damit rechnet auf der Fahrt Schneeketten aufziehen zu müssen, der testet das am besten zu Hause im Trockenen. Im Schneegestöber mitten im Harz bei -10 Grad macht das sicher keinen Spaß, wenn man dann nicht aus dem Effeff weiß, wie es geht. Hier helfen auch moderne Kettentypen mit unterschiedlichen Spannsystemen. Beim Kauf sollte man auf die entsprechenden TÜV-Siegel oder für Österreich die Ö-Normen V 5117 bzw. V 5119 achten.
Wo kauft man am besten seine Schneeketten?
Heute bekommt man Schneeketten fast überall. Im Baumarkt, beim Reifenhändler oder Supermarkt um die Ecke. Aber natürlich auch online bei Spezialanbietern wie Schneekettenexperte.de. Spätestens im Herbst, kurz nach den ersten Weihnachtsartikeln werden auch die Winteraccessoires für Fahrzeuge angeboten. So bekommt man von der einfachen Discount-Kette bis zum hochwertigen Markenprodukt alles.
Wichtig ist bei der Auswahl, dass man nicht unbedingt nur auf den Preis achtet. Das Fahrzeuggewicht, die PS-Leistung, die Antriebsart und vor allem die Reifengröße sind wichtige Kriterien bei der Auswahl der passenden Schneekette. Wer dann – wie oben beschrieben – keine Lust hat, sich bei der Montage im Schneegestöber die Finger abzufrieren, der achtet beim Kauf besser noch darauf, dass die Ketten selbstspannend sind und sich einfach demontieren lassen.
Selbstspannend bedeutet, dass man nicht noch mal aus dem warmen Auto aussteigen muss, um die Schneeketten manuell nach zu spannen. Hier gilt: Komfort und Qualität haben eben ihren Preis. Aber auch gute selbstspannende Ketten gibt es bereits für knapp unter 100 Euro.
Wer seine Schneeketten im Winter eingesetzt hat, sollte daran denken, diese vor der Einlagerung im Frühjahr gut zu reinigen. Denn nur wenn Schmutz und Salz abgewaschen werden, hat man auch lange etwas von seinen Schneeketten und fahrt sicher viele Winter sicher und sorglos.
(Bildrechte: Schneekette – Canislupus @ Pixabay)Transparenzhinweis: Wir kennzeichnen redaktionelle Artikel und Affiliatelinks mit denen wir Geld verdienen.