Geht es darum, eine größere Fläche zu streichen, ringen die Begriffe „Farbe + Pinsel“ dem Profi meist nur ein müdes Lächeln ab. Viel wahrscheinlicher ist es, dass der Handwerker mit einem Farbsprühsystem anrückt. Auch vor dem Hintergrund, dass die Systeme immer ausgeklügelter konstruiert, sparsamer und leicht zu reinigen sind. So kommen die Farbsprühsysteme gerne auch bei kleineren Flächen zum Einsatz. Demnach auch ein Thema für uns Heimwerker, die immer mal wieder den Wohnraum oder Außenflächen verschönern und möglichst unkompliziert Farbe an die Wand bringen wollen. Wie funktioniert so ein Gerät und worauf ist beim Kauf zu achten?
Von der Schiene in die Heimwerker-Garagen
Wer genau das Verfahren entwickelt hat, um Farbe mittels Spritzpistole aufzutragen, darüber sind sich die Experten nicht ganz einig. Doch es gilt als ziemlich sicher, dass es erstmals Ende des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten beim Bau der „Southern Pacific Railway“ zum Einsatz kam. Die Technik wurde seitdem stetig weiterentwickelt und verfeinert, doch am grundlegenden Prinzip hat sich bis heute wenig geändert.
Im Wesentlichen geht es darum, dass mithilfe eines Druckunterschieds ein flüssiger Stoff (Farbe, Lack, Beize, etc.) zu kleinen Tropfen zerstäubt wird. Diese Tröpfchen lagern sich auf dem zu bearbeitenden Gegenstand ab und bilden einen zusammenhängenden Oberflächenfilm. Sowohl die Art, wie der Druckunterschied erzeugt wird, als auch die Zuführung des zu zerstäubenden Stoffes unterscheiden sich – und lassen sich in verschiedene Spritzvarianten einteilen.
Farbsprühsysteme – mit und ohne Druckluftzuführung
Es sind im Allgemeinen zwei Varianten, die beim Wandfarbe sprühen (W ) gebräuchlich sind. Die HVLP-Technik (=High Volume Low Pressure) basiert auf einer Druckluftzerstäubung, bei der ein Lufteingangsdruck in der Spritzpistole auf ein Bruchteil reduziert wird. Dadurch kommt es bei geringem Sprühnebel zu einem allerdings weniger professionellem Sprühbild. Eine deutliche Verbesserung des Sprühbilds zeigt sich mit dem Airless-Spritzverfahren. Hier erfolgt die Zerstäubung ohne Druckluft.
Die Farbe wird direkt durch eine Pumpe unter Druck gesetzt und so durch eine Düse gepresst, dass sie feinst zerstäubt wird. Noch getoppt von der neuesten Technologie – der High Efficient Airless-Klasse (HEA). Hier kann der Spritzdruck im Vergleich zu herkömmlichen Airlessgeräten bei gleicher Materialdurchflussmenge um etwa die Hälfte verringert werden. Dadurch sind Pumpe und Komponenten weniger stark beansprucht, was einen geringeren Verschleiß und somit eine deutlich längere Lebensdauer zur Folge hat.
Welche Vorteile bringen solche Systeme?
Der größte Vorteil liegt im Verfahren selbst – Wandfarbe sprühen. Mit keiner anderen Methode lässt sich mit relativ wenig Material ein so gleichmäßiger und deckender Farbauftrag realisieren. Farbsprühsysteme sind aber nicht nur effizient, sondern sparen gerade bei größeren Flächen auch immens viel Zeit. Allerdings ist auch ein wenig Übung gefragt. Aber schon nach kurzer Zeit hat der Heimwerker den Bogen raus und weiß, wie er die Farbpistole dem Material entsprechend führen und den Druck einstellen muss. Die Farbpigmente dringen übrigens auf diese Weise auch in jede kleine Ritze.
Mit dem Pinsel oder der Rolle müsst hier im Anschluss mit kleineren Pinseln aufwendig nachgearbeitet werden. Stichpunkt Wandschablonen: Der Trend, mit Schablonen die Wand zu schmücken, lässt sich mit einer Sprühpistole ebenfalls viel besser bewerkstelligen. Gerade, wenn das Motiv sehr filigran wirken soll, zeigen sich durchs Wandfarbe sprühen die größten Erfolge. Der Kritikpunkt der umständlichen Reinigung greift bei modernen Farbsprühsystemen übrigens nicht mehr. Anstelle von zum Beispiel Dispersionsfarbe wird im Anschluss einfach mit Wasser gesprüht, bis die Düse sauber ist – fertig.
Worauf sollte man bei einem Farbsprühsystem achten?
Welches System angeschafft wird, hängt zunächst einmal vom Einsatzort ab. Gut bedient ist ein Handwerker mit einem sogenannten „Universalsprayer“. Ganz einfach deshalb, weil rund ums Haus die verschiedensten Arbeiten anfallen können. Für kleine und mittelgroße Projekte in Haus, Hof, Garten und Terrasse lassen sich Universalsprayer zum Auftr ag von Lacken, Lasuren, Dispersions- und Latexfarben verwenden. Da sich die Turbine für den Druckaufbau im Basisgerät befindet, ermöglichen solche Farbsprühsysteme auch dank der integrierten Griffverlängerung ein ermüdungsfreies Arbeiten.
Qualitativ hochwertige Geräte gibt es schon unter 200 Euro. Wer auf den Geschmack gekommen ist, und gerne öfter mal (Sprüh-)Hand anlegt, für den rentiert sich auch ein Farbspritzsystem der gehobeneren HEA-Klasse. Der Komfort hinsichtlich des deutlich dezimierten Sprühnebels sammelt hier ordentlich Pluspunkte.
In der praktischen Anwendung
Hier ein paar Tipps zum Farbauftrag in Bezug auf den Sprühnebel: Beim Farbauftrag mit der Sprühpistole nicht zu sehr „hin und her wedeln“. Auf diese Weise wird nur mehr Sprühnebel aufgewirbelt. Ein professionelleres Sprühbild mit nur wenig Sprühnebel entsteht, wenn die Sprühpistole immer senkrecht zur Wand und in einem Abstand von ca. 20 cm gehalten wird. Zudem empfiehlt es sich, ein wenig mit dem Sprühdruck zu experimentieren.
Soweit es das Material (Farbe, Lack, Lasur, etc.) zulässt, den Druck herunterfahren. Es gilt: je weniger Druck, desto geringer der Sprühnebel. Ein „Rückprall“ der Materialtröpfchen von der Wand lässt sich auch dadurch erreichen, dass man die Wände zuvor kurz abwischt. Und im Besonderen bei Renovierungsmaßnahmen im Umfeld von Inventar gilt, die Bereiche um die zu bearbeitende Fläche gut vor Sprühnebel schützen.
Fazit:
Als Eigenheimbesitzer mit entsprechendem Garten fallen in Haus und Hof immer mal wieder Streicharbeiten an. Ein Farbspritzsystem, das für den Universaleinsatz gerüstet sein sollte, erweist sich hier als vorteilhaft. Schneller und gleichmäßiger Farbauftrag bei nur geringem Materialeinsatz sprechen für sich. Spaß macht die Sache auch noch, da der DIY-Handwerker für den Moment den Graffiti-Künstler rauslassen darf. Wegen des Sprühnebels das Umfeld vor Farbpigmenten schützen und daran denken, selbst immer eine Atemschutzmaske zu tragen.
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